Social Media – so einfach, doch so schwierig

Meine Strategie:

MOOCs, Wissensnuggets und Netzwerke

Menschen und Ideen verbinden sich

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Voller Tatendrang habe ich meine Idee in die sozialen Medien umgesetzt. Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, das war meine Devise.

Lernen im stillen Kämmerlein – nicht für mich? Soviel Zeit investieren? Warum? Direkt in die sozialen Medien.

Lernen, Gelerntes in Wissensnuggets verwandeln, ins soziale Meer werfen und warten, bis einer der 810 Millionen Wissensfische Interesse zeigt, meinen Post aus den 1,3 Millionen täglichen Beiträgen herauspickt Likes, und Kommentare hinterlässt – genau dann wächst mein Netzwerk, erweitert sich mein Horizont

Denn meine Zeit lässt sich nicht updaten. Mein Tag bleibt begrenzt. Dieser hat 24 Stunden, oder 1.440 Minuten, oder 86.400 Sekunden – und ich habe einen Kopf voller Ideen, die ich gerne verwirklichen würde.

Meine Zutaten sind:

👉 Ein Wissensthema wählen

👉 Zeitraum definieren

👉 Inhalt, Text, Bild oder Video erstellen

👉 Auf „Posten“ klicken – und schwups ist mein Beitrag sichtbar für 830 Millionen Leser*innen auf Linkedin sichtbar.

Dazumal war ich neu mit meiner Idee. Die einen fragten mich du macht WOL (Working out Loud), oder Social Learning. Ich konnte mit den Begriffen nichts anfangen. Wenn ich Dinge mache, dann setze ich die Ideen um welche ich im Kopf hatte und erst danach vertiefe ich mich in das Wissen. Für mich war das soziale Medien ein idealer Raum. Menschen kommen zusammen und sich tauschen sich aus, und je nachdem mit manchen hat man tiefere Bindungen und schwächere Bindungen je nach Interessengebiet.

Durch Feedback und Inputs der Leser*innen entsteht ein „Wissensteppich“ – ein Netzwerk aus Ideen, Menschen und Interaktionen. Wie George Siemens (2005, Connectivism) beschreibt, entsteht Wissen nicht isoliert, sondern in Netzwerken. Inhalte verknüpfen, teilen und neue Perspektiven integrieren. Die Idee war für mich gut und ich blühte auf. Nur habe ich ein ganz wichtiges Detail habe ich vergessen in mich zu integrieren.

Der Bruch - wie alte emotionale Verletzungen triggern

Es gibt auch Dämonen der sozialen Medien - mit denen habe ich nicht gerechnet - und diese wurden zu meinem Verhängnis. Denn ich vergass - das wenn man seinen eigenen Weg geht - sich zeigt mit Schwächen, sich dem Leistungszirkus nicht anpasst, mit Schwächen an die Oberfläche kommt - das man zur Zielscheibe wird. Mit den giftigen Pfeilen wurden meine internalisierten Bewertungsmechanismen aktiviert – und sie wirkten genauso schmerzhaft wie in meiner Kindheit.

Die Dämonen der Kindheit wirken wieder

Statt in Scham, Selbstzweifel, Abwertung und Kritik zu versinken, bei jeder Bewertung welche mir entgegen kommt fühlte ich diese innere Unruhe.

Ich wollte über meinen Inhalt sprechen, nicht über meinen Charakter, noch über Schwächen nicht über meine Legasthenie. Mir fehlte etwas entscheidendes die Distanz, meine innere Grenzen gegen aussen.

Ich wollte nicht mehr wehrlos, hilflos, sprachlos sein, nur weil sich jemand an meiner Schwäche bedient und versucht mich dadurch zu kontrollieren.

So begann ich eine Reise zu meiner Kindheit, denn Legasthenie ist ein Ausdruck, diese ist neutral, nur die gesellschaftliche negative Bewertung, diese schmerzt.

Symbolische Gewalt wirkt subtil – über Sprache, Normen und Erwartungen.

(Pierre Bourdieu, 1983) Bourdieus Analyse sozialer Herrschaft verstehen

Nicht jeder hat das gelernt in seinem intellektuellen Sein akzeptiert zu werden. Sondern es wurden früh an diesen gesellschaftliche Erwartungen gestellt wie man zu sein hatte. Früh wird der Unterricht klassifiziert in Schnelligkeit gleichgesetzt mit Können, mit Kompetenz und mit Intelligenz.

Education must be a practice of freedom, not of domination
Paulo Freire – Pädagogik der Unterdrückten (1970)

So habe ich schon früh angefangen Bühnenerfahrungen zu sammeln, ungewollt und ungewünscht. So ist mein Kindheitsdämon- er freute sich über meine Unsicherheit, über mein fehlendes Selbstvertrauen, über meine Fehler welcher vor der Klasse vorführen konnte - die Klasse gröhlte und er fühlte sich bestätigt. Dazumal nennte man dies lernen.

In diesem initialisierte Lernprozess übernehmen Kinder Regeln, Bewertungen und Erwartungen von Autoritäten, ohne sie hinterfragen zu können. Sie müssen es - ohne ausgestossen zu werden. So wächst in ihnen ein Muster des Ungenügens, der Angst vor Kritik und Perfektion und sie tragen diese in Schreiben, Lernen oder sozialen Interaktionen – Wie Kassandra in Christa Wolfs Roman erkenne ich, dass alte Verletzungen und gesellschaftliche Bewertungen tief in mir wirken – oft unbewusst, oft subtil. Doch ähnlich wie Kassandra, die ihr inneres Erleben trotz äusserer Zwänge reflektiert, habe ich Wege entwickelt, meine innere Stärke zu bewahren. Auf Social Media, wie auch im Alltag, bedeutet das, bewusst zu handeln, mich emotional abzugrenzen und meine Schwächen nicht als Angriffspunkte anzubieten. Die literarische Reflexion zeigt mir, dass innere Reflexion und äußere Bedingungen untrennbar verbunden sind. Indem ich meine Verletzlichkeit erkenne und mentalen Schutz aufbaue, gewinne ich Selbstschutz, mentale Stärke und Handlungskompetenz – ich kann entscheiden, wann ich reagiere, wann ich mich abgrenze und wann ich meine Energie für das Wesentliche einsetze

Wie Brené Brown beschreibt, ist Verletzlichkeit nicht das Risiko zu scheitern, sondern der Mut, sich ohne Garantie zu öffnen. Ich bin dankbar für diese Reise, denn sie hat mir genau das gegeben: mich selbst zu sein.“

Doch was nun ist - ich kehre zurück zum Schreiben. So erstmals ist das nicht mehr ein innerer Wiederwille in mir, sondern die Freude sich in der Öffentlichkeit sich auszudrücken mit meinen Themen. Ich freue mich auf diese neue Reise

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Ich bin genau richtig – mit allem, was mich ausmacht